Die Historie des Volksdorfer Blues Festivals – Ein Portrait von Volker Bredow.
Als 2009 der in Hamburg-Berne lebende Musiklehrer Tom Jack seine Idee in die Tat umsetzte und ein Bluesfestival mit befreundeten Musikern im damaligen RIFF organisierte, konnte niemand ahnen, wie sich dieses mit den Jahren entwickeln würde:
Am 25.09.2009 erlebten rund 100 Gäste die Blueswalkers, bei denen Tom Jack persönlich noch in Saiten & Tasten griff, die One-Man-Band Frank Plagge sowie die 6köpfige Billbrook Bluesband.
Eine “Viel versprechende Premiere” wie der MARKT in seiner Walddörfer Ausgabe abschließend mit einem 3/4-seitigem Artikel zu berichten wusste. Vergleiche mit etablierten Festivals dieses Genre, wie Lahnstein, Köpenick oder Gaildorf wurden augenzwinkernd gezogen. 2010 sollte es ein Festival im gleichen Rahmen werden. Die Nachricht, dass Wolf-Dieter Srocke das Pachtverhältnis für sein Riff im Frühjahr beenden wollte, brachte diese Planung heftig aus der Bahn, und die aufkommenden Befürchtungen erwiesen sich durchaus als begründet, da der neue Pächter für die Räumlichkeiten, die nun CLYDE hießen, ein ganz anderes Konzept hatte.
Es sollte eine Szenedisco für betuchte Jungerwachsene aus den Walddörfern und dem Alstertal werden. Den „älteren Menschen“ – jenseits der 25 – war eigentlich nur der Dienstagabend zugedacht… Notgedrungen musste eine neue Bleibe fürs VBF gesucht werden. Wagnerhof (MuseumDorf Volksdorf), Saselhaus, BiM (HH-Meiendorf) und sogar das Brakula HH-Bramfeld waren im Gespräch. Aber erst Bernd Jankowski von der Begegnungsstätte Bergstedt gab dem Festival mit Bedingungen, die überaus fair und annehmbar waren, endlich ein Exil.
In Kooperation mit dem Senator-Neumann-Heim veranstaltet er als Projekt „grenzenlos” seit Jahren erfolgreich Musikveranstaltungen u.a. mit namhaften Bluesern wie z.B. Abi Wallenstein, der Hamburg Blues Band oder auch den Yellow Moon im Willi-Becker-Saal des Heimes. Die von Tom als Hauptact für 2010 auserkorene Band, konnte dieser Locations nichts Gutes abgewinnen und nahm ihre feste Zusage zurück. So stand Anfang Mai zwar der Ort des Geschehens fest, aber das Programm leider nicht. Aus dieser Not versuchte ich eine Tugend zu machen, nahm zu unheimlich vielen, mir bislang persönlich unbekannten Bluesmusikern Kontakt auf und konnte abschließend stolz folgende Verpflichtungen verkünden:
Da waren die X-Hill Stompers welche exklusiv für diesen Auftritt aus der Hauptstadt kommen sollten.
Weil allerdings der Leadgitarrist und Sänger Simon Lee erkrankt an der Spree bleiben musste, wurde am Festivalabend aus diesem Trio, dann kurzerhand das Duo Crosshill Singers. Die beiden Country-Bluesern äußerten sich anschließend völlig überrascht über das angenehme „grenzenlos”-Publikum, welches jedem ihrer dargebotenen Spirituals und Bluessongs bis zum letzten Ton geradezu andächtig gelauscht und mit begeistertem Beifall honoriert hatte. In den kleinen Kneipen ihrer Heimatstadt spielen sie vielmehr im Hintergrund zu Schnaps und Bier…
Danach betraten, sozusagen als Hausband, wieder die Blueswalkers die VBF-Bühne. Wie schon 2009 wussten sie mit Witz und Spielfreude das anspruchsvolle Publikum zu überzeugen.
Die Schleswig-Holsteiner Formation Bluesm@il hielt sich zum Glück aller, nicht an Tom Jacks Maxime für das Festival, die besagt, jede Band solle nur höchstens eine Stunde auf der Bühne stehen …
Die Lübecker, mit dem Bluesurgestein Ferdi Peters am Schlagzeug, begeisterten rund zwei Stunden lang!
Trotz mehrfacher Ankündigen in der lokalen Presse fanden nur knapp 70 Zuhörer den Weg ins Niemandsland zwischen Volksdorf und Bergstedt.
Dies waren immerhin mehr als Tom unkend befürchtet, aber auch nur halb so viele wie ich erhofft hatte…
Im Laufe des Jahres hatte sich der Initiator des Festivals immer mehr aus der Planung zurückgezogen, um endlich wieder das zu machen, was ihm richtig Spaß macht, nämlich Blues zu musizieren statt zu organisieren. Dafür gewann ein anderer immer größere Wichtigkeit für die Zukunft des jungen Bluesfestes: Der Lübecker Dirk Schellmann, der lediglich als Fotograf für den Abend im Willi-Becker-Saal gedacht war. Ohne seine am 27.11.2010 ins Netz gegangene Homepage www.VBF-hh.de, hätte das kleine Festival nicht annähernd den Bekanntheitsgrad in der Bluesszene, das es mittlerweile besitzt.
Zahlreiche Anfragen aus Hamburg, ganz Deutschland, Finnland, Tschechien, Frankreich oder sogar aus Northern Illinois/USA sind Beweise, dass die Blueswelt Volksdorf wahrnimmt! Der Traum, einmal einen der wirklich großen alten Blueser in die Walddörfer zu holen, ließ sich im Rahmen von „grenzenlos” nicht so verwirklichen, wie ich es mir vorstellte. Entgegen meiner Aussage im MARKT, auch das dritte Bluesfestival in 2011 wieder im Senator-Neumann-Heim veranstalten zu wollen, entschied ich mich deshalb meine Augen und Ohren auch wieder in andere Richtungen offen zu halten.
Da der Betreiber des CLYDEs nach nicht einmal einem dreiviertel Jahr das Handtuch warf, und den Weg für ein toleranteres Konzept im Keller des Bürgerhauses der Walddörfer frei machte, bot sich hier eine Chance… David Kraußer und Felix Achilles zeigten sich durchaus interessiert, dem VBF die Rückkehr ins ehemalige Trafo-Haus der Hochbahn zu ermöglichen.